Wahrheit in Raum und Zeit

Ehrlichkeit und Wahrheit

Der Text sagt immer mehr als dem Autor bewusst ist. Meist sind verschiedene Interpretationen sinnvoll. Objektive Wahrheit liegt nicht im Text. Texte an sich haben keinen Sinn. Sinn kann sich ereignen im lesenden und hörenden Subjekt. Trotzdem lässt ein Text nicht beliebige Interpretationen zu. Denn jeder Text formatiert das unendliche Chaos. Texte ordnen und formen und grenzen ab und aus. Deshalb gibt es für meine Erfahrungen, für meine jetzige Lebenssicht bevorzugte Texte. Nämlich jene Texte, die mich Sprache finden lassen, für die Ordnungen und Formen, in denen ich mich hier und jetzt bewege oder bewegen möchte. Es gehört zum Dasein in der Welt, dass wir nicht zugleich auch dort sind. Wenn wir auf der Welt etwas sind, sind wir damit eben auch getrennt von seinem Gegenteil. Die Schöpfung beginnt eben so, dass aus dem einen zwei werden, Himmel und Erde, Tag und Nacht, Mann und Frau.

Wahrheit: Griechisch: Alätheia von a lanthanein - nicht verborgen.

Wahrheit ist also das, was sich uns offenbart, was wir zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort klar erkennen. Wahrheit ist also nichts Objektives. Sie ereignet sich in einem Subjekt, das auf der Welt raum- und zeitgebunden ist. Die Wahrheit ändert sich je nach Standpunkt und dem damit freien Horizont des Subjekts. Immer dann, wenn wir uns nicht an Beschränkungen und Möglichkeiten unseres Ortes und unserer Zeit halten, also dann, wenn wir vorgeben mehr oder weniger oder anderes zu sehen als wir in Wirklichkeit sehen, belügen wir uns und die andern. Wenn das Licht des Geistes uns nichts erhellt, nichts sichtbar macht, nichts offenbart, nichts aus dem Verborgenen holt, dann müssen uns die Texte dunkel und unverständlich bleiben.

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